Die Reise des Adlers - Teil 5

Die Reise des Adlers - Teil 5

Flughafen Schwechat

Niederösterreich

Am frühen Morgen – wenn es am Flughafen Wien-Schwechat noch ruhig hergeht –
dann spürst du sie, so wie sie die ersten Piloten gespürt haben mögen, die Magie des Fliegens.

Denn Fliegen lässt Dich Grenzen überwinden: Grenzen der Schwerkraft, der Bewegung, der Zeit und deiner selbst.
Sogar hier – am größten Flughafen von Österreich – wo täglich bis zu 600 Maschinen starten und landen – erfasst dich der Zauber.
Und du bekommst das Gefühl, als ob seine Lichter nur funkeln, um dir Geleit zu geben auf deinem Weg Richtung Himmel.

Marchfeld, Allee östlich Ollersdorf

Niederösterreich

Ein Sonnenaufgang im Marchfeld: Vor den Farben legt sich das Licht auf die Felder.
Hell auf Dunkel. Darüber – Dunkel auf Hell – der Schatten der Pappeln.
Spitzen im Morgen-Nebel-Meer, an denen der Blick sich verfängt – wenn er über die Weite streift.

Plöckenstein, Böhmerwald

Oberösterreich

Der Böhmerwald ist ein Dreiländerwald. Tschechien, Deutschland und Österreich haben Anteil an ihm.
Schöner noch formulierte es Adalbert Stifter: „An der Mitternachtseite des Landes Österreich zieht ein Wald an die dreißig Meilen lang seinen Dämmerstreifen westwärts.“
Der poetische Hochwald des Dichters ist hier am Gipfel des Plöckensteins einer apokalyptisch anmutenden Szenerie gewichen.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zerstörte eine Borkenkäferplage die Bäume. Auf österreichischer und deutscher Seite
wurde das heutige Naturschutzgebiet damals noch bewirtschaftet und die befallenen Bäume entfernt, um die Verbreitung der Käfer einzudämmen.
Auf tschechischer Seite verstand man den Wald zu dieser Zeit schon als Schutzgebiet, in das der Mensch nicht eingreifen darf.
Man ließ das Totholz stehen. Und so wachsen im Schutz der toten Stämme bereits wieder junge Bäume für „das grüne Dach Europas“.

Schallaburg

Niederösterreich

Die Schallaburg. In der Nähe von Stift Melk, dem perfekten Barockbau, überrascht ein Schloss im Stil der Renaissance.
Kein Wunder – hatte die Familie Losenstein doch tatsächlich einen italienischen Palazzo im Sinn, als sie die Burg im 15. Jahrhundert neu gestaltete.
Man ließ einen Turniergarten anlegen und den Burghof mit Terrakottaskultpuren ausschmücken.
Unter ihnen findet sich das sogenannte „Hundefräulein“, eine Mädchengestalt mit Hundekopf und Pfoten.
Das Fräulein soll angeblich auch heute noch erscheinen bevor ein Burgbewohner stirbt. Denn was wäre ein Schloss ohne ein eigenes Gespenst?

Stoderzinken und Dachstein

Steiermark

An solch einem Morgen im Ennstal, wenn der Nebel dicht über den Niederungen liegt
und die Welt in ein oben und unten teilt, nicken die Berggipfel einander freundlich zu.
Mit dieser besonderen Höflichkeit, die man dem anderen entgegenbringt, den man zwar schon lange kennt, aber nur vom Sehen.

Der Stoderzinken grüßt den Dachstein. Die Tauern lächeln herüber. In stillem Einverständnis.

Heute ist man unter sich. Kann Berggedanken nachhängen. Den Tag vorüberziehen lassen und mit ihm den Nebel.

Um am nächsten Tag wieder daraus aufzutauchen. Erhabener und schöner als je zuvor.

Arthur Schopenhauer:
„Erst der Verlust belehrt uns über den Wert der Dinge.“

Erzberg

Steiermark

Der steirische Erzberg. Noch ist er knapp 1.500 Meter hoch und birgt in seinem
Inneren die größte Eisenspat-Ader der Welt, auch bekannt als Siderit.

Seit dem Mittelalter wird das Erz hier abgebaut. Zunächst nur untertags –
seit Ende des 19. Jahrhunderts auch im stufenförmigen Tagbau.

Zu Beginn waren es 60 Stufen, jede 12 Meter hoch, die man dafür in den Berg
geschlagen hat. 1928 halbierte man ihre Anzahl auf 30, nun ist jede 24 Meter hoch.
Zusammen geben sie dem Berg seine charakteristische Form.

Inn Auen bei Braunau

Oberösterreich

Einst war der Inn gefürchtet wegen seiner Hochwasser.
Um ihn zu zähmen und schiffbar zu machen, wurde er seit dem 19. Jahrhundert gestaut und es wurden Kraftwerke errichtet.

Doch der Fluss holte sich seinen Lebensraum zurück, wie hier in der Hagenauer Bucht, östlich von Braunau.

Als Gletscherfluss führt der Inn Tonnen von Sedimenten mit sich.
Durch ihre Ablagerung bilden sich Anlandungen und Inselchen.
So entstehen erneut Lebensräume für zahlreiche Fisch- und Vogelarten.

Weißensee Ufer

Kärnten

Am Fuß der Gailtaler Alpen.

Korallen Ufer,
Türkis See,
Grün Grund,
Weißen Wald.

Korallen See,
Türkis Ufer,
Grün Wald,
Weißen Grund.

Korallen Wald,
Türkis Grund,
Grün Ufer,
am Weißensee.

Brunnsee

Steiermark

Am Nordrand vom Hochschwabmassiv – im Naturpark Steirische Eisenwurzen – liegt der Brunnsee.

Die Region ist bekannt für ihr wunderbares Wasser und ihre ergiebigen Quellen.
Auch der See ist glasklar, doch er besitzt keinen Zufluss.

Woher sein Wasser kommt, verrät er erst, wenn man zu seinem Grund taucht.
Dort sprudelt es aus dem Seeboden, und es steigen Luftblasen auf.

Nach einem langen Weg durch das Innere vom Hochschwab drängt das Wasser hier im Brunnsee an die Oberfläche.
Der See selbst ist ein riesiges Quellbecken.

Gletscherzunge Pasterze

Kärnten

Am Großglockner.

Noch ist das Wasser des Gletscherbachs kalt. Eiskalt.
Noch kommt es aus dem ewigen Eis der Pasterze.
Auch wenn der Gletscher Jahr für Jahr an Größe und Mächtigkeit verliert.

Der sanfte Schwung, mit dem seine Zunge hier zu Tal fließt, täuscht.
Die Spaltenzonen an seinem Rand sind sehr gefährlich.

Wer den Gletscher von hier aus begehen will, braucht Erfahrung, Können, und vor allem Respekt.

Dreiherrenspitze

Salzburg

Ganz im Westen von Salzburg liegt die Dreiherrenspitze, auch „Picco dei Tre Signori genannt“, denn über ihren Gipfel verläuft seit 1919 die Grenze zu Italien.
Hier grenzten einst die Herrschaftsgebiete der Grafen von Tirol, von Görz und der Salzburger Erzbischöfe aneinander, was der Dreiherrenspitze ihren Namen gab.

Wer diesen Dreitausender erklimmen will, tut dies besser von Südwesten her, weil seine nordöstliche Flanke 450 Meter tief abfällt.

Die erste Besteigung wurde 1866 dokumentiert.
Elf Jahre später stand der Alpinist Viktor Hecht hier heroben und genoss den prachtvollen Blick auf die Gipfel der Hohen Tauern und ins Ahrntal.
In seinem Bericht notierte er: „Die Aussicht fand ich nicht so undankbar, als sie von anderen geschildert wird.“
Und da sage noch wer, nur die Engländer seien Meister im Understatement.

Pillersee

Tirol

In den Kitzbüheler Alpen, die damals freilich noch nicht so hießen, gab es vor etwa 15.000 Jahren einen Bergsturz.
Dieser verlegte den Grieselbach und es bildete sich ein See, Der Pillersee.
Sein Name verweist vermutlich auf ein Naturphänomen.
Wenn nämlich der Wind seine Wellen aufschaukelt, beginnt der See zu „pillern“, wie man im Dialekt sagt.
Und das heißt „brüllen“ oder „brausen“.

Achensee Geröllkegel

Tirol

Der größte See von Tirol ist der Achensee.
An seinem Westufer ragen die weißen Kalkwände des Karwendelgebirges steil empor.
Im Lauf der Erdgeschichte kam es immer wieder zu Felsstürzen und Muren.
Gesteinslawinen donnerten von den Berghängen zu Tal und hinterließen Schuttkegel,
die bis in den See hinein reichen.

Glocknerstraße

Salzburg

Die Großglockner Hochalpenstraße.
Sie verbindet Salzburg mit Kärnten – den Norden mit dem Süden.
Fast 50 Kilometer ist sie lang und hat 36 Kehren, um eine Höhe von über 2500 Metern zu überwinden.
Als sie 1935 errichtet wurde, erwartete man etwa 120.000 Besucher pro Jahr.
Heute sind es fast eine Million, die hierher kommen, um den Glockner
und seinen Gletscher die Pasterze zu bestaunen.

Steinernes Meer

Salzburg

An der Grenze von Bayern und Salzburg erhebt sich das Steinerne Meer.

Schroff fällt der Gebirgsstock zu den Seiten hin ab. Aber steigt man auf zweitausend Meter Höhe, sieht man eine Hochfläche, aus der einzelne Bergspitzen ragen.

So etwa die Schönfeldspitze und der Hochkönig, auf dessen Gipfel das Matrashaus sitzt. Wer es hier herauf schafft, wird mit einem prachtvollen Ausblick belohnt, weit über die Landesgrenzen hinweg.

Aber was sind schon Grenzen für die Wolken, die gleichmütig über die Bergkämme ziehen?

Marchfeldbewässerung westlich Oberweiden

Niederösterreich

Westlich von Oberweiden im Marchfeld. Die fruchtbare Ebene wird auch Kornkammer genannt oder Gemüsehändler von Wien.
Denn sie liefert Nahrung für die stets hungrige Stadt. Doch Pflanzen sind durstig, und ausgerechnet das Marchfeld
gehört zu den Regionen von Österreich mit dem geringsten Niederschlag.
Daher muss es der Mensch regnen lassen. Und das im Hochsommer Tag für Tag.

Litzlberg

Oberösterreich

Nur 6.000 Quadratmeter ist die Insel groß.
Mancher Garten ist größer.
Also eine kleine Insel.
Auf Englisch würde man „little“ sagen.
„Lützel“ auf Mittelhochdeutsch.
Und heute: Litzlberg.

Sie befindet sich im Privatbesitz und wurde durch einen ihrer Besucher weltweit bekannt.
Um 1900 verbrachte Gustav Klimt hier die Sommerfrische und malte einige seiner berühmten Bilder.
Von Schloss Litzlberg und vom Attersee.

Schafberg

Salzburg

Wie der Hüter des Salzkammerguts ruht der Schafberg zwischen Oberösterreich und Salzburg.
Schon seit 1893 bringt eine Bahn Ausflügler auf seine Spitze.
Sie ist die steilste Zahnradbahn Österreichs und wird noch mit Dampf betrieben.
35 Minuten dauert die Fahrt von St. Wolfgang aus.
Über die Seen des Salzkammerguts schweift der Blick weit ins Land, bis zu den Gipfeln vom Dachstein.

Otterteich südlich Purbach

Niederösterreich

Im nordwestlichen Waldviertel besitzt die raue Landschaft ihre eigene Stille.
Viele Teiche erinnern an die Zeit, als hier im Hochmoor Torf gestochen wurde.
Inzwischen haben sich diese Torfstiche mit Wasser gefüllt und sind zum Lebensraum für Tiere und Pflanzen geworden.
Otterteich heißt der kleine Moorteich südlich von Schrems.
Von den Fischottern, die ihm wohl seinen Namen gegeben haben, ist nichts zu sehen.
Nur Schwäne ziehen über das grüne Mosaik der Algen.

Leithagebirge bei Purbach

Burgenland

Die baumbewachsenen Wellen vom Leithagebirge.
Wie eine sanfte Dünung in Grün rollen sie in Richtung pannonischer Ebene.
Ein letzter Schwung des Kalksandsteins verebbt im flachen Land.

Auf den Wald folgen Streifen von Ackerland für Obst und für Wein.
In eigenem Rhythmus strömen sie auf den Ort Purbach zu.

Dahinter beginnt schon das Schilf, das den Neusiedler See schützend umfließt.
Und schließlich die Weite, die sich nur ahnen lässt.
Einzig der Wind trägt ihre Geschichten zu uns herüber.

Wachau

Niederösterreich

In der Wachau im Herbst.

Wenn das Licht glasig wird und die Schatten länger.
Die Zeit verlangsamt sich, im Winter wird sie zum Stillstand kommen.
Und die Blätter spielen in allen Farben bevor sie fallen.

Rainer Maria Rilke:
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Gebirgsfaltung Lechursprung

Vorarlberg

Im Lechquellengebirge, in der Nähe des Großen Walsertals, liegt die Rote Wand.
Ihren Namen hat sie vom roten Liaskalk, der vor etwa 180 Millionen Jahren entstand.
Alter wird greifbar –in den Jahresringen der Berge.
Ehrfurcht vor der Größe der Natur bekommt hier dasselbe Maß wie die Zeit – unendlich.

Spitz

Niederösterreich

Wenn der Schnee liegt sieht die Wachau aus, wie mit feinem Strich gezeichnet.
Ihre Weinberge mit dünnen Linien umrankt.

Es sind die Steinterrassen auf denen die Weinstöcke wachsen.
Ihr Blattwerk wird im Sommer die Hügel begrünen, sie im Herbst zum Leuchten bringen.

Doch jetzt gibt ihnen nur das Licht Winterfarben:
Das verhangene Eisgrau des Morgens,
das flüchtige Frostblau des Mittags,
und das zarte Schneelila,
wenn der Tag sich nach wenigen Stunden wieder neigt.

Westgrat Dachstein

Oberösterreich

Der Dachstein.
Uralter steinerner Herrscher in den nördlichen Kalkalpen.
Viele Jahre galt er als unbezwingbar.

Freilich, Hirten und Wilderer werden schon auf seinem Gipfel gestanden sein.
Doch ihre Namen kommen in keiner Chronik vor.

Erst 1832 ist von einem Peter Gappmayer aus Filzmoos die Rede.
Er bezwang den Dachstein im Alleingang, über den Westgrat.

Mehr ist von diesem Mann nicht bekannt. Aber mutig muss er gewesen sein.

Salzburg Zentrum

Salzburg

Weiß erstrahlen die Mauern der Stadt, leuchtet die Feste Hohensalzburg.
Als wollten sie an das „weiße Gold“ erinnern, dem Salzburg seinen Aufstieg verdankt.

755 taucht die Stadt erstmals als „Salzpurc“ in der Chronik auf.
Sie ist wichtigster Handelsplatz für das Salz aus Reichenhall.

Zum „deutschen Rom“ wird sie fast tausend Jahre später.
Als ihr der Barockbaumeister Fischer von Erlach ihr heutiges Erscheinungsbild gibt.

Wurschtlprater

Wien

Die Nacht in Wien hat stille und laute Züge.
Im Prater liegen sie Seite an Seite.
Während der grüne Prater schläft, bleibt der „Wurschtlprater“ munter.
Und das seit mehr als 250 Jahren.
Damals öffnete Kaiser Joseph II. das Augebiet für das Volk und, typisch Wien, schon entstanden auch die ersten Lokale und Puppenbühnen.
Mit ihrem Star: Dem Hanswurst, oder auf wienerisch: „Wurschtl“.

Die Weltausstellung 1897 brachte das Riesenrad und damit ein neues Wahrzeichen. Ihm folgten weitere Karussells, Schaukeln und Bahnen.

Immer noch kommen neue dazu und es ist ein Drehen, Wirbeln, Fahren, Schupfen, Sausen, Fliegen, Springen, Kreisen, Fallen, Ringeln, Kugeln, Preschen, Schleudern, Jagen, Schlingern, Kreiseln, Segeln, Rollen,...