Die Reise des Adlers - Teil 2
Großglockner vom Dorfertal
Leise wandelt sich der Tag.
Das Blau des Abends liegt schon auf den Flanken vom Großglockner.
Unmerklich wird es zum Dunkel der Nacht.
Der Philosoph Romano Guardini:
„Der Tod ist nur die uns zugewandte Seite jenes geheimnisvollen Ganzen,
dessen andere Seite Auferstehung heißt.“
Schloss Seggau
Noch liegt der Nebel über den Niederungen und man kann sie nur erahnen:
Die Sulm, die hier, in Leibniz, eine Schleife formt und einen Berg umfließt: Den Seggauberg.
Darauf liegt ein Schloss aus dem Mittelalter.
Viele Jahrhunderte lang war es Sommerresidenz der steirischen Bischöfe.
Das Schloss hat aber noch eine andere, besondere Bewohnerin: Die Seggauer Liesl.
Sie ist die größte, historische Glocke der Steiermark.
So groß, dass sie von Hand geläutet werden muss.
Jeden Sonntagmittag kann man sie hören, bis hinüber zum Wallfahrtsort Frauenberg.
Hügel bei Aflenz
Wenn es Morgen wird in den Hügeln um Aflenz. Nebel und Wald sind ineinander verwoben.
Einer unvollständig ohne den Anderen: Die Bäume bieten dem Nebel Halt, der Nebel gibt ihnen Kontur.
Sie lösen sich in Ruhe von einander, in fließender Bewegung. Denn wie leicht fällt ein Abschied wenn Gewissheit besteht, einander wieder zu sehen.
Kirche St. Georg Sternberg bei Villach
Ein winziger Ort unweit vom Wörthersee mit nur 66 amtlich vermerkten 66 Einwohnern, aber einer bemerkenswerten Kirche.
Tief aus dem Mittelalter stammt sie, und alle großen Kunstepochen haben ihre Spuren in St. Georg zu Sternberg hinterlassen.
Der Turm erzählt von der Romanik, die Fenster von der Renaissance, die Zubauten vom Barock und der Zwiebelhelm überhaupt erst vom 19.Jahrhundert.
Olperergipfel
Falls es einen Superlativ von „zerklüftet“ gibt, dann gebührt er eindeutig dem Olperer.
Dieser höchste Berg in den Tuxer Alpen besteht aus Zentralgneis.
Durch Frostverwitterung ist seine markante Form entstanden.
1867 wurde der Olperer zum ersten Mal offiziell bestiegen.
Mittlerweile ist sein Gipfel ein so begehrtes Ziel für Kletterer, dass im Sommer hier heroben regelrechtes Gedränge herrscht.
Für den Laien bleibt es jedoch unverständlich, wie man diesen „Steinhaufen“ überhaupt bezwingen kann.
Grimming
Er steht für sich.
Ganz für sich.
Und schaut dadurch noch massiver aus: Der Grimming.
Einer der höchsten freistehenden Berge in Europa.
Felsfluchten aus Dolomit und Dachsteinkalk.
Flucht nach oben, Himmelwärts.
So steil, dass man im Mittelalter geglaubt hat, er sei der höchste Berg der Steiermark.
Man gab ihm deshalb einen Ehrentitel: Mons Styriae altissimus.
2350 Meter ist er hoch und von seinem Gipfel aus hat man ein Meer aus Grün zu Füßen: Das Ennstal.
Heute allerdings ein Meer von Weiß und Wolken, aus dem er als das herausragt, was er ist:
Inselberg und einsamer Riese.
Klopeiner See
Einer der wärmsten Alpenseen ist der Klopeiner See südöstlich von Völkermarkt.
Doch jetzt ist es September und der Sommer wandelt sich langsam zum Herbst.
Wie die Zugvögel zieht auch das Strandvolk fort.
Bald gehört der See wieder sich selbst…
Schloß Hof
Pracht und Macht mitten im Nirgendwo.
Hier wird nichts versteckt
oder verborgen, sondern gezeigt – ach was –
zur Schau gestellt, demonstriert: Schlosshof im Marchfeld.
Einst Jagdsitz von Prinz Eugen von Savoyen, später Wohnsitz von
Kaiserin Maria Theresia
und ihrer Familie, in Folge ihr Witwensitz und ab 1898
vom Militär genutzt.
Nach der k.k. Kavallerie zog das österreichische Bundesheer ein,
dann die
deutsche Wehrmacht und 1945 die Soldaten der Roten Armee.
Erst seit 2002 erstrahlen Schloss Hof und seine Gartenanlagen
nach und nach wieder im ursprünglichen Glanz.
Und zwischen den Äckern des Marchfelds
bilden Blumen erneut Muster wie elegante Stickerei.
Almsee
Manche Seen wirken, als ob die Farbe Grün einzig und allein für sie geschaffen wurde. So auch beim Almsee.
Er liegt versteckt an der Nordseite vom Toten Gebirge und sein Wasser ist so klar, dass man bis auf den Grund sehen kann.
Auch wenn er ein beliebtes Ausflugsziel ist, zum Baden eignet er sich nicht wirklich. Selbst im Hochsommer hat sein Wasser nicht mehr als 15 Grad.
Fische dagegen fühlen sich darin wohl, Saiblinge und Forellen. Und an seinen Ufern leben zahlreiche Wasservögel. Darunter Graugänse, die der Nobelpreisträger Konrad Lorenz 1973 im Almtal ansiedelte, um an ihnen zu forschen.
Teischnitzkees und -tal
Die Täler im Großglocknermassiv haben ganz unterschiedlichen Charakter. Das Teischnitztal ist ein kaum erschlossenes Hochtal an der Südwestseite.
Gelangt man an sein Ende, steht man vor dem gewaltigen Felsabbruch unterm Teischnitzkees. Dessen Gletscherzunge reichte früher bis auf den Talboden.
Heute ist dort nur noch ein kleiner Rest, das „graue Kees“, ein mit Schutt und Staub bedeckter kleiner Gletscher, der nur von Eis- und Schneelawinen genährt wird.
Über den blanken Fels sprudelt das Schmelzwasser in unzähligen kleinen Rinnsalen, die sich zum Bach vereinigen: Dem Teischnitzbach.
Sein Name kommt vermutlich aus dem Slawischen und bedeutet: Regenbach. Doch Regen ist wohl das Letzte, woran man beim Anblick des Teischnitztales denkt.
Koralpe Radarstation
Östlich von Wolfsberg liegt die Koralpe. Nach Süden zu sind es nur zwanzig Kilometer bis zur slowenischen Grenze.
Noch verhüllen Wolken den Bergrücken – geben die Sicht frei und dann wieder doch nicht – lassen nur Schemen erkennen.
Ist das, was man sieht, das, was es tatsächlich ist? Nur zögerlich heben sie sich von den Kuppen.
Zögerlich als müssten sie etwas vor neugierigen Blicken verbergen. Vielleicht die Radarstation auf dem großen Speikkogel?
Echosignale tief aus dem Nachbarland – hunderte Kilometer entfernt – kann das Bundesheer hier empfangen.
Welchen geheimen Dingen es dabei wohl auf die Spur kommt? Nun – genau das ist ja das Geheimnis!
UNO City
Die einst wild fließende Donau war lange die Grenze Wiens nach Nordosten.
Doch als die Stadt immer weiter wuchs, wurde auch das sogenannte Trans-Danubien interessant:
viel freie Fläche und also eine große Spielwiese für Planer und Architekten abseits der eng reglementierten Altstadt.
Der Weltpolitiker Bruno Kreisky holte in den siebziger Jahren die UNO hierher und baute ein Konferenzzentrum,
architektonisch auf Augenhöhe mit vergleichbaren Anlagen weltweit.
Ein Erneuerungsschub und ein Bedeutungszuwachs, den Wien damals wie heute gut gebrauchen kann.
Die UNO City, wie sie auch in der Stadt genannt wird, wurde auf 99 Jahre an die Vereinten Nationen vermietet,
für einen symbolischen Schilling.
Was für eine Mezzie.
Dorfertal Schwarzsee
In den Hohen Tauern, wo die Berge bis weit über dreitausend Meter ansteigen. Hoch über dem Dorfertal, die Baumgrenze ist längst überschritten, die Vegetation wird karg.
Doch die Natur hält auch hier Überraschungen bereit. Unvermutet blickt der Schwarzsee wie ein Auge dem Betrachter entgegen.
Mit 57 Metern ist er einer der tiefsten Alpenseen und liegt eingebettet im Fels Sein sattes Blau spiegelt das Blau des Himmels.
Oder ist es der Himmel,der ihm einen Tropfen seiner Farbe geschenkt hat?
Presceny-Klause Salza
Nahe der Ortschaft Weichselboden, südwestlich von Mariazell, wird die Salza von der Presceny Klause gestaut.
1841 wurde sie für den Holztransport errichtet. Denn das Salzatal war seit dem Mittelalter Holzlieferant für den steirischen Erzberg und die Eisenindustrie an der Enns.
Denn ohne Feuer kein Eisen. Und ohne Holz kein Feuer.
Weil der Fluss aber oft zu wenig Wasser führte, um die Stämme triften zu können, musste er mit Hilfe von Klausen gestaut werden.
Heute ist die Presceny Klause Teil eines Kleinkraftwerkes, aber viel mehr als das: eine steinerne Zeugin vergangener Zeiten.
Laxenburg
Schloss Laxenburg vor den Toren von Wien.
Die Habsburger liebten es so sehr,
dass sie es zu ihrer Sommerresidenz machten.
Die Chroniken berichten, dass die hohen Herrschaften immer wieder lange und gerne hier weilten.
Vielleicht weil die imperiale Pracht hier so verspielt wirkt?
Wie etwa beim Grünen Lusthaus, von dem es heißt, Kaiserin Maria Theresia hätte hier gerne Karten gespielt.
Oder wegen der weitläufigen Parkanlage, in der es so viel zu entdecken gibt?
Oder weil man den riesigen See mit dem Ruderboot befahren kann, was auch heute noch Spaß macht,
jedem, egal ob Kaiser oder nicht.
Rofanspitze
Vieles im Leben hat zwei Seiten. Aus welcher Richtung man sich ihm nähert, entscheidet, wie es einem erscheint.
Mit der Rofanspitze verhält es sich ebenso. Sie ist einer der Gipfel im Rofangebirge, das östlich vom Achensee liegt.
Kommt man von Süden her, ist sie relativ leicht zu ersteigen – geschwungene Wege auf grasbewachsenen Hängen führen bis hinauf zum Gipfel.
Aber dann gibt es noch die andere Seite – die Nordseite, wo steile Abbrüche und mächtige Felshalden den Charakter des Berges bestimmen.
Hier versteht man auch, warum es „Rofan“ heißt. Der Begriff kommt aus dem Rätoromanischen und bedeutet „Berg mit Mure“.
Apriach Alm, Mölltal
In den Hohen Tauern – östlich von Heiligenblut am Großglockner – liegt hoch über dem Mölltal
eine der schönsten Almen von Österreich: Die Apriach Alm.
Ihre Sennhütten sind umgeben vom Lärchenwald. Mensch und Wald bilden hier eine uralte Gemeinschaft.
Die Bäume beschützen den Boden vor dem Wind, ihre Äste werden zum Heizen genutzt, ihre Stämme zum Bauen.
Das Besondere: Die Lärchen stehen nicht dicht bei einander – sondern mehr wie in einem Park.
Damit es so bleibt, müssen die Almleute regelmäßig schwenden –
Unterholz und Unkraut entfernen – sodass genug Licht einfällt, damit unter den Bäumen Gras wachsen kann.
Weshalb diese Almen auch Lärchweiden heißen.
Schloß Schönbühel
Am rechten Donauufer liegt eines der Wahrzeichen der Wachau: Schloss Schönbühel.
Vermutlich wurde hier schon im 12. Jahrhundert eine Burg errichtet. Seine heutige Gestalt erhielt das Schloss jedoch erst im Jahr 1820.
36 Meter hoch liegt es über der Donau auf einer künstlich angelegten Terrasse, die wie geschaffen ist, um von hier aus den vorbeifahrenden Schiffen zu winken.
Hoher Ifen
Wie Pranken liegen die Hänge des Hohen Ifen auf dem Land, als wolle er zeigen: An diesem Ort gilt mein Gesetz.
Hier, westlich vom Kleinwalsertal, verläuft die Grenze zu Deutschland als spitzer Zacken, der genau auf den Gipfel vom Hohen Ifen zielt. Und damit besitzt das Nachbarland auch ein Stückchen von diesem majestätischen Berg.
Doch ebenso mächtig wie er, vielleicht sogar mächtiger, sind Sonne, Wind, Regen, Schnee und Eis.
Nur ihnen gelingt es, den Berg so zu formen. Und die Pflanzen an seinen Hängen weben ihm einen Königsmantel aus Grün.
Salzburg Residenzbrunnen, -platz, Dom
Stefan Zweig: Salzburg ist verschwenderisch gebaut,mächtig die Türme, mächtig die Paläste, herausfordernd groß die Kirchen
und vor ihnen die Plätze weiträumig, so dass ihre Höhe und Rundung voll zur Geltung kommen.
Aber hoch über all dem steht das wuchtige Wahrzeichen der Stadt: Die Feste Hohensalzburg.
Von allen Seiten, von nah und fern, immer sieht man zuerst dieses steinerne Schiff, über dem grünen Gewoge der Landschaft.
Mörbisch
Wein wächst hier vermutlich schon seit der Antike.
Damals gehörte das Gebiet zur römischen Provinz Pannonien,
und neben anderen nützlichen Dingen hatten die Römer auch den Weinanbau mitgebracht.
Der Name des Ortes taucht jedoch im 12. Jahrhundert erstmals in einer Chronik auf.
Als „Possessio Meggyes“, was übersetzt so viel wie „der Ort voller Kirschen“ heißt.
Aus dem ungarischen Meggyes wurde dann später Mörbisch.
Für Kirschen ist Mörbisch heute eher nicht bekannt.
Wohl aber für die sommerlichen Aufführungen von Operetten und Musicals auf der Seebühne.
Mit dem Neusiedlersee als Kulisse.
Langbathseen
Westlich vom Traunsee, am Fuße des Höllengebirges, liegen der vordere und der hintere Langbathsee.
Die beiden sind wie zwei unterschiedliche Brüder.
Belebt der vordere, sein Ufer im Sommer von Badegästen und Anglern bevölkert,
kleiner und still der hintere, in dem sich Berggipfel und Wald spiegeln.
Was seht ihr Bäume, wenn ihr euch über das Wasser neigt?
Seht ihr eure Stämme, Äste, Zweige,
oder betrachtet ihr den Himmel,
wie er nun vor euch liegt?
Hochkönig Ostgrat
Im Südosten vom Steinernen Meer liegt der Hochkönig. Er ist fast ein Dreitausender und überragt alle anderen Berge im Umkreis von mehr als dreißig Kilometern.
Hart zeichnet sich sein Ostgrat im Licht des späten Nachmittags ab. Noch ist es Herbst, doch der Winter kündigt sich schon mit einer leichten Schneedecke an.
Ihre Zartheit lässt die Felsen noch schroffer wirken. Gegenüber vom Ostgrat wächst die Torsäule fünfhundert Meter hoch aus dem Fels.
Zusammen bilden sie eine steinerne Arena: Das Ochsenkar – das sich majestätisch in Richtung Salzachtal öffnet.
Oberes Inntal
Der Inn ist ein Dreiländerfluss. Bei Nauders überquert er die Grenze vom Oberengadin und fließt nun durch Tirol Richtung Bayern.
Der Flussabschnitt bis kurz vor Innsbruck, wo er die Melach aufnimmt, ist das Oberinntal.
Im Vergleich zu den nord- oder südalpinen Staulagen gibt es hier weniger Niederschlag. Grund dafür sind die steilen Bergflanken.
Sie machen das Oberinntal allerdings auch eng, sodass Siedlungen und Gewerbegebiete um den Platz konkurrieren.
Und das auch noch mit Straßen und Bahngleisen. Denn das Tal ist auch wichtige Ost-West-Verbindung.
Wiener Eistraum
Im 17. Jahrhundert kam das Eislaufen nach Wien.
Wenn der Wettergott die Gewässer zufrieren ließ, wurden Donau und Wienfluss zu Eislaufplätzen.
Im 19. Jahrhundert entstanden die ersten privaten Plätze, und seit 1996 verwandelt sich sogar der Rathausplatz für einige Wochen in den vielleicht schönsten Eislaufplatz der Stadt.
Tausende Menschen vergnügen sich dann hier, und der Name dieses glitzernden, märchenhaften Spektakels ist: Eistraum.