Der Norden III
Mühlviertel Morgennebel
An
einem Morgen im oberen Mühlviertel. Wenn sich der nächtliche Dunst langsam aus
den Senken hebt, dann wird spürbar, was der Maler und Schriftsteller Eduard
Zetsche
schon vor mehr als hundert Jahren über diese Landschaft geschrieben
hat:
„Hier umherzustreifen, das ist gar schön, am
schönsten natürlich in den Tagen der eigentlichen Jugend.
Aber auch später - wenn
man schon einige Wanderjahre hinter sich hat –
wird man inmitten deranregenden
Fülle dieser Natur beinahe wieder der hoffnungsvolle
junge Mensch, der
wünschereich und zukunftssicher in die Welt hinauszieht.“
Rosenhofer Teiche
Ganz
im Norden vom Mühlviertel – östlich von Sandl – liegen die beiden Rosenhofer
Teiche.
Heute sind sie nur noch Anglern, Wanderern und Badegästen bekannt.
Früher
war das anders. Bis 1953 kannten sie auch die Flößer.
Sie wurden nämlich einst
angelegt, um Holz aus Böhmen bis nach Wien zu schwemmen.
Denn durch die
beiden Teiche fließt der Flammbach, der in die Aist mündet und diese
schließlich in die Donau.
Solch geschäftige Zeiten sind längst vorbei – heute sind die Moorseen wieder von Stille umgeben.
Linz
Linz – eine Stadt erfindet sich immer wieder neu.
Römerstadt – als Kastell Lentia vor etwa zweitausend Jahren gegründet.
Landehauptstadt von Österreich ob der Enns – seit 1490.
Führerstadt – zur Zeit des Nationalsozialismus, Zentrum für Industrie, Rüstung und Verwaltung.
Stahlstadt – in der Nachkriegszeit. Voest Alpine und Chemie Linz prägen das Bild.
Avantgardestadt – Seit den 70er Jahren. Ars Eelctronica,
Brucknerfestival, Lentos.
Daran
denkt heute, wer Linz sagt.
Teichspiegelung
Vor achthundert Jahren – im Mittelalter – lebte einer der größten persischen Mystiker und Dichter namens Rumi.
Er lehrte seine Schüler, dass es die Liebe ist, die im Universum alles verbindet – alle Wesen miteinander – und mit Gott.
Seine
philosophischen Gedanken fasste er in zeitlose Gedichte, die bis
heute nichts von ihrer Schönheit verloren haben:
„Lass den Himmel sich auf
der Erde widerspiegeln, auf dass die Erde zum Himmel werden möge.“
Burg Clam
Auf
ihrem Granitfelsen hoch über dem Donautal ist sie weithin sichtbar – die Burg
Clam westlich von Grein.
Und dort oben ist sie auch gut geschützt.
Weshalb
sie nie erobert wurde und deshalb zu den am besten erhaltenen Burgen
Österreichs zählt.
Sie
stammt aus dem Mittelalter, ab dem 17. Jahrhundert wurde sie nach und nach von
der Wehrburg zur Wohnburg.
Apropos.
Gegen Entgelt können Besucher „Schlafen wie Grafen“ oder mit dem Burgherren
dinnieren.
Es
soll sogar eine Burgfee geben. Ob die Begegnung mit ihr auch noch etwas kostet,
ist nicht überliefert.
Grosse Naarn
Südwestlich
von Königswiesen im Mühlviertel fließt die Große Naarn –
mal nach links, mal
nach rechts – Weiß sie nicht, wohin sie will?
Oder sind es die vielen
Bäche, die sie schon mit sich führt und die um die Richtung streiten?
„Zur
Donau muasst då nåch links ummi!“
„Ahwo,
då muasst weida nåch rechts!“
„Na,
schon nåch links, aber ned soo weit links!“
24
Zuflüsse hat die Naarn insgesamt.
Und da soll sie sich noch auskennen?
Drachenwand
Nach
Süden zu ist die Drachenwand bewaldet und fällt ruhig ab.
Ihre Nordseite jedoch
ragt steil über dem Mondsee auf.
Bei
ihrer Entstehung hatte der Teufel seine Hand im Spiel –
behauptet die Sage. Oder waren es doch nur zwei verschiedene
Gesteinsmassen, die sich übereinander geschoben haben?
Almsee
Manche Seen wirken, als ob die Farbe Grün einzig und allein für sie geschaffen wurde. So auch beim Almsee.
Er liegt versteckt an der Nordseite vom Toten Gebirge und sein Wasser ist so klar, dass man bis auf den Grund sehen kann.
Auch wenn er ein beliebtes Ausflugsziel ist, zum Baden eignet er sich nicht wirklich. Selbst im Hochsommer hat sein Wasser nicht mehr als 15 Grad.
Fische dagegen fühlen sich darin wohl, Saiblinge und Forellen. Und an seinen Ufern leben zahlreiche Wasservögel. Darunter Graugänse, die der Nobelpreisträger Konrad Lorenz 1973 im Almtal ansiedelte, um an ihnen zu forschen.
Stift Lambach
Von seinem Felsen auf der Nordseite der Traun beherrscht es das Land – das Stift Lambach.
Im 11. Jahrhundert wurde es als Benediktinerkloster gegründet.
Seine heutige Gestalt erhielt es im Barock.
Aus dieser Zeit stammen auch viele Handschriften in seinem
berühmten Musikarchiv, darunter Mozarts „Lambacher Sinfonie“.
Und eine alte Kunst wurde im 18. Jahrhundert auch wieder belebt:
Die
benediktinische Theatertradition. Der damalige Abt ließ das Stiftstheater
renovieren, und deshalb ist es heute der älteste bespielte Theaterraum
Österreichs.
Attersee & Höllengebirge
Es
ist so ein Herbsttag, an dem der Attersee leuchtet.
Die Einheimischen sagen,
sein Farbton hängt nicht von der Stärke des Lichtes ab.
Denn je dunkler es wird,
desto kräftiger würde der See strahlen.
Als wollte er auf das schwindende Licht
mit seiner Farbe antworten.
Im
Südosten gibt ihm das Höllengebirge den steinernen Rahmen.
Von hier sieht man
ihn in seiner ganzen Pracht.
Von Unterach im Süden bis Seewalchen am
Nordufer.
Steil
steigt das Höllengebirge zur Hochfläche an – hier heroben wird das Kalkgestein
karg.
Nur noch Moose und Flechten finden genügend Wasser zum Leben,
und machen
den Berg zu einem gefleckten Tier, das ruht.
Selbst wenn die Landschaft es nicht auf den ersten
Blick vermuten lässt,
steht auch dieses Gebiet unter der Obhut der
Österreichischen Bundesforste.
Goldegg
Westlich von St. Johann im Pongau liegt Goldegg am See,
wo die
Herren von Goldecke im 14. Jahrhundert eine Burg errichten ließen,
um die
Straße vom Pongau in den Pinzgau zu sichern.
Als dieser Handelsweg verlegt wurde, verlor sie an Bedeutung,
und
auch der umliegende Ort versank in einen Dornröschenschlaf.
Erst im 19. Jahrhundert wurde er wieder daraus erweckt – durch den Tourismus.
Seidlwinkltal
Das
Seidlwinkltal ist ein Seitental vom Raurisertal.
Hier führt ein uralter
Saumpfad zum Hochtor am Großglockner und weiter.
Schon im Mittelalter war er
Handelsweg nach Kärnten.
Seit
dem 15. Jahrhundert wird er jedes Jahr im Juni zum Pilgerweg, wenn tausende
Menschen bei der Glocknerwallfahrt von hier aus nach Heiligenblut wandern.
Uralt
sind auch die Almen im Seidlwinkltal.
Jung
sind nur die Kühe.
Hochkönig
Südöstlich vom Steinernen Meer liegt der Hochkönig.
Der
„Fast-Dreitausender“ gab dem ganzen Gebirgsstock seinen Namen.
Kein Wunder – überragt er doch alle anderen Berge im Umkreis von mehr als dreißig Kilometern.
Das Salzachtal trennt ihn vom Tennengebirge.
Nach Norden zu gibt er sich gemäßigt, doch nach Süden hin fallen
seine Flanken steil ab.
An ihnen strebt das Grün in die Höhe. Auf Kiefern und Lärchen
folgen Gräser und Moos,
die selbst auf dem kargen Fels noch Lebensraum finden.
Leopoldskron
Was
für eine Kulisse – im wahrsten Sinne des Wortes.
Denn der Besitzer von Schloss Leopoldskron war
Regisseur Max Reinhard.
Er
kaufte das Bauwerk 1918 und machte es zu seinem Wohnsitz –
mehr noch – zu
seiner Bühne – bis er 1937 vor den Nazis flüchten musste.
Legendär waren seine Feste und Theateraufführungen,
bei denen das Schloss,
der Weiher, der Park, ja die ganze Landschaft zur
Kulisse wurden.
Ochsenkreuz im Wolfgangsee
Der Sage nach wollte ein Bauer einst seinen Ochsen zum Schlachten
nach St. Gilgen treiben.
Unterwegs scheute das Tier und sprang in den
Wolfgangsee.
Der Bauer sprang hinterher – doch – er konnte nicht schwimmen.
So hielt
er sich am Schwanz des Ochsen fest und dieser zog ihn
zu einer kleinen Insel im
See und rettete ihm das Leben.
Aus Dank stiftete der Bauer den Bildstock: Das Ochsenkreuz.
Ob
er danach auch dem Ochsen das Leben schenkte, ist nicht überliefert.
Trumer Seen
Ganz eng liegen sie beinander, der Obertrumer See und der Mattsee.
Zusammen mit dem Grabensee bilden sie die Trumer Seen.
Ihr Name
kommt übrigens von dem Wort „Druma“, was soviel bedeutet wie
„oberes Ende des
Seebeckens“.
Loser
Sein Gipfel hat eine so markante Form, dass er ihn zu einem
Wahrzeichen
des Ausseerlandes gemacht hat. Wer jedoch von Nordosten her kommt,
erkennt ihn vielleicht nicht auf den ersten Blick.
Er ist der südliche Endpunkt vom Augstkamm, einem Ausläufer des
Toten Gebirges,
und ragt als wuchtige Nase über dem Altausseer See auf – der
Loser.
Im Mittelalter stiegen die Ausseer hier herauf, um zu lauschen,
ob
aus dem Ennstal Kampflärm zu hören war.
Daher auch sein Name, denn lauschen
heißt im Dialekt „losen“.
Toplitzsee
Wie eng umschließen die Berge den Toplitzsee. Vielleicht gilt es ja noch ein Geheimnis zu bewahren.
Denn geheimnisvoll sollen die Schätze in seiner Tiefe sein.
Aber
alles, was der See bisher preisgab, waren Kisten mit Falschgeld und Dokumenten.
Dafür war in den Expeditionen der Wurm drin, nämlich der
Toplitzseewurm, den man dabei entdeckt hat.
Diese Tierart kommt nur hier vor
und lebt in sechzig Meter Tiefe, wo Licht und
Sauerstoff nicht mehr vorhanden
sind. Und vermutlich auch keine Schätze.
Dietlhölle
Der Herbst hat das Tote Gebirge erreicht – seine östliche Flanke.
Dort, wo es sich – ganz ungewohnt sanft – hinabzieht in Richtung Hinterstoder.
Als leuchtender Strom fließt der Wald die Hänge entlang – Rotbuchen, Kiefern undFichten.
Dazwischen vereinzeltes Grün – wie vergessen beim Abschied des Sommers.
Noch ist die Natur in leiser Bewegung – bevor die Schatten lang werden und die Zeit still.
Dietlhölle heißt dieses Tal.
Wenn so die Hölle aussieht, wie dann erst der Himmel?
Dachstein Gletscher
Man nennt sie „ewiges Eis“, dabei waren Gletscher in der Geschichte der Erde nie von Dauer.
Während
der Kleinen Eiszeit vor rund 200 Jahren war auch das Gebiet der Dachsteingletscher dreimal
so groß wie heute. Dass sie zurückgehen, ist ein natürlicher Prozess – vom
Menschen allerdings beschleunigt.
Deshalb
versucht man nun, sie zu schonen. Das Pisten-Spektakel wurde auf die Zeit von
November
bis Juli beschränkt und die Zahl der Gletscherbesucher pro Tag auf
2.500.
Wenn sie einst ganz verschwunden sind, bleibt dennoch etwas „auf ewig“: Der herrliche Blick übers Ennstal.
St. Wolfgang
Sankt Wolfgang im Salzkammergut. Berühmt geworden durch die
Operette vom Weißen Rössl.
Das allerdings erst vor knapp hundert Jahren.
Um vieles älter ist dagegen die Geschichte von Sankt Wolfgang als
Wallfahrtsort.
Im 15. Jahrhundert war es sogar die viertgrößte Pilgerstätte
nach Rom, Aachen und Einsiedeln.
Der heilige Wolfgang soll hier um die Jahrtausendwende als
Einsiedler gelebt haben.
Als er mit dem Stab auf einen Felsen schlug, sprudelte
Wasser daraus hervor,
das wundersam wirken soll. So wie auch die Gebete zum
Heiligen.
Langenholz
Westlich von St. Gilgen geht ein Wintertag zur Neige.
Der Schnee gibt dem weich geschwungenen Höhenrücken nördlich vom
Fuschlsee noch weichere Züge.
Weich legen sich auch die Abendschatten auf die Häuser von
Langenholz, als wollten sie sie einhüllen zur Nacht.
Gläserner Dunst hängt über dem Becken von Thalgau und trennt die
Welt in ein Oben und Unten.
Das zarte Blau des Winterhimmels verspricht Dir alles, und hat
doch nicht die Kraft, es zu halten.
Belass es beim Träumen und verschieb Deine Taten auf Sommer.
Salzburg Zentrum
Weiß erstrahlen die Mauern der Stadt, leuchtet die Feste Hohensalzburg.
Als wollten sie an das „weiße Gold“ erinnern, dem Salzburg seinen Aufstieg verdankt.
755 taucht die Stadt erstmals als „Salzpurc“ in der Chronik auf.
Sie ist wichtigster Handelsplatz für das Salz aus Reichenhall.
Zum „deutschen Rom“ wird sie fast tausend Jahre später.
Als ihr der Barockbaumeister Fischer von Erlach ihr heutiges Erscheinungsbild gibt.