Der Süden III
Brunnsee
Am Nordrand vom Hochschwabmassiv – im Naturpark Steirische Eisenwurzen – liegt der Brunnsee.
Die Region ist bekannt für ihr wunderbares Wasser und ihre ergiebigen Quellen.
Auch der See ist glasklar, doch er besitzt keinen Zufluss.
Woher sein Wasser kommt, verrät er erst, wenn man zu seinem Grund taucht.
Dort sprudelt es aus dem Seeboden, und es steigen Luftblasen auf.
Nach einem langen Weg durch das Innere vom Hochschwab drängt das Wasser hier im Brunnsee an die Oberfläche.
Der See selbst ist ein riesiges Quellbecken.
Pöllau
Eine Burg, ein Stift, ein Schloss – So könnte man die Geschichte des „steirischen Petersdomes“ in Pöllau bei Hartberg erzählen.
Im
Mittelalter stand hier eine Burg. Diese wurde im
16. Jahrhundert zum Augustiner Chorherrenstift und erhielt das heutige
Aussehen.
Knapp 200 Jahre später wurde das Kloster aufgelassen, und seither ist
es Schloss Pöllau.
Anders
am nahen Pöllauberg. Hier steht seit dem Mittelalter eine Wallfahrtskirche – damals
freilich nur eine Kapelle
zu Ehren der Muttergottes und wegen einer wundersamen
Quelle, die genau am höchsten Punkt des Berges entspringt.
Sie soll Heilkräfte besitzen und Blinde wieder sehend machen. Und was diese dann sehen? Natürlich das Joglland!
Feldarbeit östlich von Oberloisdorf
Im Spätsommer östlich von Oberloisdorf im
Südburgenland.
Die Ernte ist eingebracht – doch die Felder kommen noch nicht
zur Ruhe.
Denn jetzt ist die Zeit, sie für die Aussaat im Herbst zu bereiten.
Mit einer Walze wird die Erde verfestigt,
Hohlräume geschlossen –
auch um die Verdunstung von Wasser zu verringern.
Hier,
wo die Böden trocken sind, ist es noch kostbarer.
Neue Saatreihen werden geschaffen. Bevor noch
der Winter kommt wird
gesät, damit die Pflanzen im Frühjahr mit frischer Kraft
wachsen.
Schlaining
Heute liegt die Stadt Schlaining ein wenig im Abseits, früher jedoch an den wichtigen Handelswegen nach Wien, Graz und Sopron.
Sie
besaß eine wehrhafte Burg um diese Straßen zu schützen.
Denn das Grenzgebiet
zwischen den Ausläufern der Alpen und der pannonischen Tiefebene war immer
wieder umkämpft.
Weshalb
die Burg auch abwechselnd in österreichischem und ungarischem Besitz war.
Seit
1980 gehört sie dem Land Burgenland und beherbergt das Österreichische
Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung.
So
wurde sie schlussendlich zur „Friedensburg“.
Erzberg
Der
steirische Erzberg. Noch ist er knapp 1.500 Meter hoch und birgt in seinem
Inneren die größte Eisenspat-Ader der Welt, auch bekannt als Siderit.
Seit
dem Mittelalter wird das Erz hier abgebaut. Zunächst nur untertags –
seit Ende
des 19. Jahrhunderts auch im stufenförmigen Tagbau.
Zu
Beginn waren es 60 Stufen, jede 12 Meter hoch, die man dafür in den Berg
geschlagen hat. 1928 halbierte man ihre Anzahl auf 30, nun ist jede 24 Meter
hoch.
Zusammen geben sie dem Berg seine charakteristische Form.
Obstbau in der Südsteiermark
So sieht der Obstgarten von Österreich aus.
Über 70 Prozent aller Flächen, auf denen hierzulande Obst angebaut
wird, liegen in der Steiermark.
Auf mehr als achttausend Hektar wachsen Äpfel, Holunder,
Zwetschken, Pfirsiche und Kirschen.
Und das schon seit der Römerzeit.
Ob die steirischen Äpfel wohl damals schon beliebt waren?
In der K.u.K. Monarchie jedenfalls waren sie es, denn sie wurden
sogar bis nach Russland an den Hof des Zaren geliefert.
Herbstwald Salzatal
An einem Herbsttag östlich von Mariazell im Salzatal.
Der Fluss hat sich in das Land gegraben, ein schmales Tal geschaffen.
So schmal, dass das Licht der tief stehenden Sonne an manchen Stellen nicht mehr bis auf den Grund findet.
Dafür bringt es die Bäume zum Leuchten und lässt ihre Farben strahlen.
In einem fernen Wald ging einst an so einem Tag ein buddhistischer Mönch mit seinem Schüler spazieren.
Sie blieben vor einem Baum stehen und der Schüler fragte:
„Meister, sage mir, welche Farbe hat dieser Baum?“
Der Mönch antwortete:
„Er hat die Farbe, die du siehst.“
Hochschwab Plateau
Als hätten sich die Regenwolken gerade nur so viel gehoben, dass man sehen kann, was
sich unter ihnen verbirgt: Das Hochschwab-Massiv, der Gebirgsstock südlich vom Salzatal.
Seit jeher ist er ein beliebtes Ausflugsziel für die Städter aus Wien und Graz –
auch Franz Grillparzer ist hier herauf gewandert und sein Begleiter hat die Tour so beschrieben:
„Von Weichselboden aus wurde der Hochschwab bestiegen, leider unter Nebel und
sparsam in seine Lieblingsstoßseufzer ausbrach – »Sei's!« oder: »Liebster Jesus!«
Es ist nicht überliefert, ob es nur am Wetter lag.
Siebensee & Hartlsee
Unberührt ist diese Landschaft nicht nur im Winter. Auch im Sommer finden nur Einheimische her, denn die Gegend ist weglos.
Siebensee heißt das Feuchtgebiet in der Hochschwabgruppe, südwestlich vom Hartlsee.
Hier entspringen die Quellen, deren Wasser auch durch die Hochquellenwasserleitung
bis nach Wien fließt.
Millionen Liter pro Tag, die zugleich etwas von der
unberührten Natur in die Großstadt bringen.
Wallfahrtskirche Frauenberg
Was für ein Blick durch das Ennstal: Vom Gesäuse bis zum Grimming.
Nur wenige Kilometer entfernt liegt Stift Admont, zu dem diese Wallfahrtskirche gehört.
Einer
Legende nach hat die Enns 1404 bei einem Hochwasser eine Marienstatue am Fuße
des Hügels angeschwemmt. Ihr zu Ehren ließ der Abt von Admont eine Kirche
errichten.
Offiziell heißt sie Mariä Opferung, doch im Volksmund wird sie
einfach Wallfahrtskirche
Frauenberg genannt.
Wiese im Lesachtal
Im Lesachtal an einem Tag im Jänner, wenn die Bäume in der Winterstille mit
ihren Schattenfingern über die Wiesen streichen, als suchten sie den Frühling.
Zartes Dunkel auf Schneeweiß.
Doch vergeblich.
Noch ist das frische Grün nichts als ein Traum,
die blühenden Blumen lediglich Sehnsucht,
die bunten Farben nur ein Wunsch.
In diesem Moment erinnere Dich an die Worte des Dichters Khalil Gibran:
„Am Grunde des Herzens eines jeden Winters liegt ein Frühlingsahnen,
und hinter dem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen.“
Weissensee Eisläufer
Niederländer und Eislauf, eine Liebesgeschichte, mit der 11-Städte-Tour als Höhepunkt.
Eine Fahrt auf den zugefrorenen Grachten zu 11 friesischen Städten, insgesamt 200 Kilometer.
Nur leider, dort frieren die Grachten nicht mehr verlässlich zu.
Und deshalb wird seit 1989 eine „Alternative 11-Städte-Tour“, ganz ohne Städte, am Weissensee veranstaltet.
Das Spektakel ist mittlerweile die größte Natur-Eissportveranstaltung der Welt.
Und die Niederländer sind so glücklich, dass sie ihren Vertrag bereits 2006 verlängert haben.
Um 100 Jahre.
Kleinelendkees
Wo das Eis auf den Fels trifft, glaubst du vielleicht, es würde nur Weiß auf Schwarz treffen.
Doch je genauer du schaust, desto genauer siehst du die Farben.
Du siehst Pastellweiß und Graphitschwarz, Wolkenweiß und Metallschwarz, Felsenweiß und Steinschwarz –
fremde, dir unbekannte Farben. In diesem fremden Land – in der Ankogelgruppe am Kleinelendkees.
Genau das bedeutet sein Name.
„Elend“ kommt von dem althochdeutschen Wort für fremdes Land – „ali lanti“ und hat nichts mit „Elend“ im heutigen Wortsinn zu tun.
Sondern mit Fülle und Schönheit – für den, der zu schauen versteht.
Wolfsberg
Wo
das Lavanttal liegt, soll der Legende nach früher ein großer See gewesen sein –
umgeben von Bergen, in denen Zwerge riesige Schätze bewachten.
Um
so einen Schatz zu bekommen, fingen die Menschen einen Zwerg.
Und
tatsächlich, er versprach ihnen Reichtum im Tausch gegen seine Freiheit.
Es
donnerte – der See verschwand – und zurück blieb fruchtbarer Boden,
der die Menschen seither mit seinen Schätzen
nährt.
Pressegger See
Vorerst
ist es nur ein kleiner Wasserlauf, der
sich hin und her schlängelt,
in
so feinen Bahnen als müsste er sich täglich
aufs Neue seinen Weg suchen.
Ist
es ein Zufluss?
Ein
Abfluss?
Die Sonne huscht über ihn hinweg, während er unbeirrt durch die Wiese fließt.
Doch
dann wird er weit, das
Wasser hat nun Fläche statt Spur, über
die
die Sonne in
großem Bogen ziehen kann, und er wird zum Pressegger See.
Längsee & Stift St. Georgen
Nordöstlich von St. Veit an der Glan, am Ufer vom Längsee, wurde vor mehr als tausend
Jahren eines der ältesten Klöster von Kärnten gegründet: Das Stift St. Georgen.
Hier lebten Benediktinerinnen, beteten und arbeiteten. Ganz im Sinne ihrer Ordensregel
„ora et labora“, bis zum Jahr 1782, als Kaiser Josef II das Kloster aufheben ließ.
Seitdem hatte es eine wechselvolle Geschichte, war Privatbesitz, Lazarett, Priesterseminar und Hotel.
Und das ist es bis heute.
Burg Mauterndorf
Wo seit dem Mittelalter eine Burg steht, stand schon in der Antike ein Kastell, um die römischen Heeresstraßen zu sichern.
Im 13. Jahrhundert wurde hier eine Mautstelle eingerichtet, und so kamen Burg und Ort zu ihrem Namen – Mauterndorf.
Lange
Zeit war es der wichtigste Marktplatz im Lungau für den Handel mit Salz und
Wein, Silber und Kupfer.
Doch
mit dem Niedergang des Bergbaus verlor auch Mauterndorf seine Bedeutung und ist
heute vor allem eines:
Ein malerischer Ort am Fuße der Radstädter Tauern.
Nockberge
Ein
Bergkamm, der bei seinen Nachbarn – den Hohen Tauern und den Karawanken –
schroff
und gezackt wäre, ist hier weich und fließend. Denn es sind die Nockberge.
„Nock“ so wie „Nockerl“ oder „Nocken“.
Sogar
in einer Höhe von 2.500 Metern haben sie nichts Wildes an sich,
sondern kommen
gemütlich mit samtig bewachsenen Almen daher,
auf denen Murmeltiere leben und
das seltene Speik-Kraut wächst.
Und
selbst wenn die Ranger vom hiesigen Biosphärenpark sie „Nocky Mountains“
nennen, macht sie das auch nicht zum rauen Hochgebirge.
Millstatt
Am Nordufer vom Millstätter See liegt – wie der Name schon sagt – Millstatt.
Die
Geschichte des Ortes reicht zurück ins 11. Jahrhundert.
Damals wurde ein
Benediktinerkloster gegründet.
Die
Mönche betrieben Landwirtschaft, Fischerei und Weinbau für das leibliche Wohl,
und fürs geistige richteten sie eine Bildhauer-, Maler- und Schreibschule ein.
Vier Jahrhunderte lang war das Kloster geistlicher Mittelpunkt des Kärntner
Oberlandes.
Im
19. Jahrhundert kam dann der Fremdenverkehr nach Millstatt, und es entstanden
feudale Sommervillen, von denen heute die meisten Hotels und Pensionen sind.
Tauernautobahn Liesertal
Die
Tauernautobahn ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Österreich.
Zwischen dem Katschbergtunnel und Spittal an der Drau führt sie durch das
Liesertal.
Wegen
der schwierigen geologischen Verhältnisse konnte ihre Trasse nicht ins Gelände
eingeschnitten werden, sondern musste auf lange Hangbrücken gelegt werden.
Rund
acht Kilometer dieser etwa zwölf Kilometer langen Strecke bestehen
daher aus
Brücken, die bis zu 100 Meter über Grund aufragen.
Zum Zeitpunkt ihrer
Errichtung Anfang der 1980er Jahre war sie die längste Brückengalerie
Europas.
Burg Landskron
Wenn es der Frühnebel zulässt, hat man von der Burg Landskron aus den perfekten Blick auf den Ossiacher See.
Die
Burg stammt aus dem 11. Jahrhundert, doch schon lange vor Christi Geburt
siedelten Menschen hier heroben.
Vielleicht
haben sie ja auch die Aussicht genossen. Sofern
kein Frühnebel war.
Autobahn bei Villach
Weißt
Du noch, wie wir damals ans Meer gefahren sind?
Mama,
Papa, du und ich,
zwei
Koffer und unsere Rucksäcke,
Luftmatratze
und Wasserball,
Sonnencreme
und Badehose,
Deine
Puppe und mein Teddybär,
Jausenpackerl
und Guglhupf,
Speibsackerl
und Kreuzworträtsel,
„Ge
foa net so gschwind, Heinzi“
und „Mama, I muss Lulu“,
„Hast
schon Lire gewechselt?“
und „Wann samma endlich da?“
Jesolo
und Bibione,
Caorle
und Rimini,
Spaghetti
und Pizza,
Gelati
und Aranciata,
Dolce
vita und O sole mio,
Sehnsucht
und Vorfreude,
Und
das alles alles alles in einem einzigen VW Käfer!
Damals
auf
der Autobahn
bei
Villach
am
frühen Morgen.