Die Reise des Adlers - Teil 3

Die Reise des Adlers - Teil 3

Morgenstimmung Steiermark

Steiermark

Mancher Morgen zeigt uns die Welt in einer Vollkommenheit, die alles enthält:
Anmut und Friede, Ruhe und Würde, Freiheit und Liebe. 
Eine Schönheit, die nur die Seele in ihrer ganzen Größe erfassen kann.

Meister Eckhart: „Wäre das Wort Danke das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen.“

Traunsee

Oberösterreich

Unter den Wolkenschleiern versteckt sich schüchtern,
wie ein Trau-mich-nicht-See, der Traunsee. 

Doch wehe der Viechtauer zieht auf. Ein abrupter Gewitterwind von Westen.
Dann färbt sich sein Wasser dunkel und schlägt mannshohe Wellen.

Aber an Tagen wie heute ist er heiter und zutraulich,
und welcher Name würde besser zu ihm passen als der, den ihm die Römer einst gaben: „lacus felix“, „glücklicher See“.

Ötscher

Niederösterreich

Der Ötscher ist zwar nicht der höchste Berg von Niederösterreich, der mächtigste ist er jedoch allemal.
Seit altersher ranken sich Sagen um ihn. Geister und verwunschene Seelen sollen hier hausen. Sogar der Teufel.
Doch die Mostviertler sind ein mutiges Volk, und eine Sennerin soll ihm einst die Stirn geboten haben.
Woraufhin der Teufel wutenbrannt Felsbrocken nach ihr schleuderte.
Die Stelle am Ötscher, von wo er die Steine genommen hat, ist seither der „Rauhe Kamm“ – Ein schmaler Grat,
der sich an der Nordostseite bis hinauf zum Gipfelplateau zieht.

Windpark östlich Frauenkirchen

Burgenland

Ein Dialog mehrerer aufgebrachter Windkraftwerke.

Riegersburg

Steiermark

Die Riegersburg - 200 Meter hoch wacht sie über der Südoststeiermark.
Die Chronik berichtet, dass die legendäre Elisabeth Freifrau von Galler,
die Burg im 17. Jahrhundert zur „stärksten Feste der Christenheit“ ausbauen ließ.
Und tatsächlich konnte sie in all den Jahren ihres Bestehens, immerhin 850, niemals eingenommen werden.

Obsternte nördlich Puch bei Weiz

Steiermark

„Alles Apfel“ heißt es im Apfeldorf Puch bei Weiz.
Eines musst Du Dir gut merken, wenn Du schwach bist: Äpfel stärken!
Äpfel sind die beste Speise. Für zu Hause, für die Reise.
Für die Alten, für die Kinder. Für den Sommer, für den Winter.
Darum Freund, so lass Dir raten: Esse frisch, gekocht, gebraten.
Täglich ihrer fünf bis zehn: Wirst nicht dick, doch jung und schön.
Und kriegst Nerven wie ein Strick. Mensch, im Apfel liegt Dein Glück!

Altausseersee Spiegelung

Steiermark

Im Herbst, wenn das Jahr leise zum Winter wird,
beschert es Dir Tage schön wie ein Abschiedsgeschenk.
Gnadentage, bevor die Dunkelheit kommt.

Dann werden die Farben noch einmal ganz tief, bevor sie verlöschen
und der Altausseer See so klar, als könnte man nicht nur durchs Wasser schauen,
sondern auch durch die Zeit und hinein tauchen,
wie in die eigene Seele, um auf dem Grund
die Antwort auf alle Fragen zu finden.

Jägersee

Salzburg

In den Radstädter Tauern, kurz vor dem Talschluss des Kleinarltals, liegt versteckt der Jägersee.

Er ist kein natürlicher See, sondern wurde im 18. Jahrhundert von den Salzburger Fürsterzbischöfen als Fischteich angelegt.

Wegen der vielen Fasttage brauchten sie große Mengen Fisch, die von einem eigens bestellten Hoffischer gefangen wurden.

Noch heute tummeln sich im Jägersee Saiblinge und Forellen, allerdings nicht mehr für Erzbischöfe.

Dietlhölle

Oberösterreich

Der Herbst hat das Tote Gebirge erreicht – seine östliche Flanke.
Dort, wo es sich –  ganz ungewohnt sanft – hinabzieht in Richtung Hinterstoder.

Als leuchtender Strom fließt der Wald die Hänge entlang – Rotbuchen, Kiefern undFichten.
Dazwischen vereinzeltes Grün – wie vergessen beim Abschied des Sommers. 

Noch ist die Natur in leiser Bewegung – bevor die Schatten lang werden und die Zeit still.

Dietlhölle heißt dieses Tal.
Wenn so die Hölle aussieht, wie dann erst der Himmel?

Saalfelden Nebelwald

Salzburg

An einem Wintertag südlich von den Leoganger Steinbergen.

Conrad Ferdinand Meyer:
Über schneebedeckter Erde blaut der Himmel, haucht der Föhn –
ewig jung ist nur die Sonne! Sie allein ist ewig schön!
Heute steigt sie spät am Himmel, und am Himmel sinkt sie bald –
wie das Glück und wie die Liebe hinter dem entlaubten Wald.

Großvenediger

Salzburg

Am Großvenediger.
Wo Fels und Eis zusammen wachsen, verweht der Wind, vergeht die Spur.
Wo Fels und Eis zusammen wachsen, verweht die Spur, vergeht die Zeit.
Wo Fels und Eis zusammen wachsen, verweht die Zeit, vergeht der Mensch.
Wo Fels und Eis zusammen wachsen, verweht der Mensch, vergeht der Wind.
Wo Fels und Eis zusammen wachsen, vergisst der Wind die Spur, versteht der Mensch die Zeit.
Wo Fels und Eis zusammen wachsen, versteht die Spur den Wind, vergisst die Zeit den Mensch.

Glocknerstraße und Fuschertörl

Salzburg

Ab November herrscht hier heroben Stille.
Winterstille.
Und der Berg ist sich selbst überlassen.
Weiße Stille.
Wenn der Schnee das Werk der Menschen verschwinden lässt.

Erst im April werden die Räumfahrzeuge fahren.
Mit Maschinen dauert es bis zu 25 Tage, um die Straße vom Schnee zu befreien.
Früher, als man von Hand schaufeln musste, sogar bis zu 70 Tage.
Und es brauchte dafür 350 Männer.

Ab Mai ist sie dann wieder befahrbar, zwischen Fusch und Heiligenblut: Die Großglockner Hochalpenstraße.

Spitz in der Wachau

Niederösterreich

Mehr als tausend Jahre alt ist die Gemeinde Spitz in der Wachau.
Davor haben schon Kelten und Römer hier Wein angebaut.

Zu den ganz besonderen Rieden zählt der „Tausendeimerberg“.
In guten Erntejahren brachten die Weinstöcke an seinen Hängen bis zu tausend Eimer Wein.
Riesling, Grüner Veltliner oder Neuburger.

Heute wären das 56.000 Liter.
Mehr als genug für einen veritablen Rausch.

Ochsentaler Gletscher

Vorarlberg

Am Fuße des Piz Buin liegt der Ochsenthaler Gletscher.

Sein Schmelzwasser fließt in den Silvretta-Stausee, der in die Hänge des Montafon eingebettet ist wie ein kleiner türkiser Edelstein.

Ein Gletscher ist lebendige Masse, auch wenn es nicht so wirkt.
Klima, Untergrund, Hangneigung und viele andere Faktoren halten ihn in Bewegung.
es bilden sich Formationen und Brüche, die so speziell sind wie die Bezeichnungen, die ihnen die Geologen geben.
Der Bergschrund etwa, die oberste Gletscherspalte an der Grenze vom festgefrorenen zum beweglichem Eis.

Grundlsee, Totes Gebirge

Steiermark

Der Grundlsee. Von den Seen im Salzkammergut ist er der Größte. Legt ihn der Wind in Wellen wird er seinem Spitznamen gerecht: „Steirisches Meer“.
Mit glattem Wasser jedoch ist er Spiegel und Spielfeld der Wolken. Nach Westen zu rücken die Berghänge immer enger an ihn heran.
Es sind die Flanken des Toten Gebirges, in die er eingebettet ist. Noch dichter umschließen sie den Toplitzsee.
Und dicht umschließt ihn auch der Wald. Steigt man mit den Bäumen hinauf in die Höhe, weichen sie schließlich den Latschen und diese dem Fels.
Wo eben noch Wasserfläche war, ist jetzt wasserloses Gestein – Totes Gebirge.

Belvedere

Wien

Ein Sommerpalais sollte es werden, vor den Mauern der Stadt.
Und so ließ Prinz Eugen von Savoyen 1714 an einem Hang zwei Schlösser anlegen.
Ein Park verbindet die beiden Gebäude, ganz im Geist des Barock streng symmetrisch gestaltet.
Wege und Sichtachsen weisen hin zum oberen Schloss, symbolisch der Olymp, auf dem der erfolgreiche Feldherr residiert.

Mit wunderschönem Blick über Wien. Auf Italienisch: Belvedere.

Südsteirische Weinstraße

Steiermark

In der Südsteiermark.
Die Grenze zum Nachbarn Slowenien ist hier noch offen und grün.
Die Sonne scheint überall gleich.
Und geliebt, gelacht, genossen, gelebt – wird hier wie dort.

Timmelsjoch

Tirol

Wie brutal die Steigung ist, merkt man besonders, wenn man mit dem Rad hier herauf fährt,
auf fast 2.500 Meter, zum Timmelsjoch, dem Pass, der das Ötztal mit dem Passeiertal verbindet,
Österreich mit Italien.

Schon in der Steinzeit waren Menschen hier unterwegs, ab dem Mittelalter florierte der Handel.
Die berühmten Ötztaler Kraxenträger transportierten die Waren zu Fuß, Säumer mit Pferden und Maultieren.

Und heute kann man von Mai bis Oktober mit Auto oder Motorrad über das Timmelsjoch fahren, oder eben mit dem Fahrrad.

Dachstein mit Kolomannsberg und Mondsee

Oberösterreich

Was für eine prachtvolle Bühne ist das Salzkammergut, mit dem Dachstein als Kulisse.

Für gewöhnlich definiert eine Kulisse im Theater nur den Schauplatz des Geschehens.
Anders der Dachstein. Er dominiert ihn.

Verweist den Schafberg und den Mondsee in die Rolle von Statisten,
nur dazu angelegt, ihn noch größer erscheinen zu lassen.

Egal, welches Schauspiel sie bieten, der Dachstein bleibt der alles beherrschende Berg, in steinerner Haltung erstarrt.

Neusiedlersee

Burgenland

Der Neusiedlersee
Südöstlich von Wien bietet er eine Flucht in die Weite aus der Enge des Häusermeeres.
Eben noch trug die Landschaft Züge des Alpenvorlands,
überquert man das Leithagebirge - schmeckt sie schon etwas nach pannonischer Steppe.
Der See ist umgeben von einem bis zu fünf Kilometer breiten Schilfgürtel.

Salzastausee

Steiermark

Zwischen dem Grimming und den Ausläufern vom Dachsteinmassiv hat die Salza eine tiefe Schlucht geschaffen.
Und damit zugleich einen natürlichen Talpass vom Hinterberger Tal im Norden zum Ennstal im Süden.

Ende der 1940er Jahre wurde der Fluss gestaut.
Der See ist nun fünf Kilometer lang, aber nur 80 bis 150 Meter breit.

Gesäumt ist er von steilen Berghängen, die fast 500 Meter hoch aufragen
und so den Eindruck verstärken, eigentlich in Norwegen zu sein, an einem Fjord.

Glashäuser in Simmering

Wien

Schaut man von Osten auf Wien, vom Bezirk Simmering aus, könnte man glauben, die Wiener sind Vegetarier.
Denn dort, am Rande der Stadt, oder nein, sogar in der Stadt, reiht sich Glashaus an Glashaus. Stadt-Landwirtschaft.
Ein Drittel von dem, was in Wien täglich verputzt wird, wächst im Stadtgebiet.

Aber: Selbst wenn der Gemüsestrudel immer beliebter wird, das Schnitzel wird er wohl nie vom Teller schubsen.

Wolkenmeer Alpenhauptkamm

Salzburg

MarcAurel:
„Betrachte die ganze Natur, wovon du nur
ein winziges Stücklein bist,
und das ganze Zeitmaß, von welchem nur ein kurzer
und kleiner Abschnitt dir zugewiesen ist,
und das Schicksal, wovon das deinige
nur ein Bruchteil bildet.“

Jagdhausalm

Tirol

Im Defereggental, wo jetzt eine dicke Schneeschicht die Hänge bedeckt, liegt eine der ältesten Almen von Österreich: Die Jagdhausalm.

Schon im Mittelalter gab es hier sechs Höfe, damals noch ganzjährig bewirtschaftet.
Heute sind es 16 Steinhäuser und eine Kapelle, die alle unter Denkmalschutz stehen.
Die Häuser dienen gleichzeitig als Stall, Vorratslager und Behausung der Senner.

Von Juni bis September werden hier alljährlich 350 Rinder und 70-80 Schafe gealpt, von 15 Bauern aus Südtirol.
Doch nun hat der Winter die Alm in Stille und Einsamkeit gehüllt, bis Mensch und Vieh im Frühsommer zurückkehren.

Wien 1. Bezirk

Wien

Das Tageslicht zieht sich leise zurück und es wird Nacht in Wien. 

Rainer Maria Rilke:
Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt; 

und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt –

und lassen dir unsäglich zu entwirrn
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so dass es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.