Dieses Mal wird u. a. Kärnten und die Steiermark überflogen, wo sich die Natur-Kleinode der Kärntner Seenplatte und das Wechselland befinden.
Der Süden II
Hügel bei Aflenz
Wenn es Morgen wird in den Hügeln um Aflenz. Nebel und Wald sind ineinander verwoben.
Einer unvollständig ohne den Anderen: Die Bäume bieten dem Nebel Halt, der Nebel gibt ihnen Kontur.
Sie lösen sich in Ruhe von einander, in fließender Bewegung. Denn wie leicht fällt ein Abschied wenn Gewissheit besteht, einander wieder zu sehen.
Klösterle im Arriach-Tal
Auf der Nordseite der
Gerlitzen – wo im Winter Pistenlärm und Apres-Ski-Gaudi herrschen – liegt
Innerteuchen – ein stilles, schmales Tal – und
darin ein
ehemaliges Kloster, genauer gesagt: Das Klösterle. Es wurde zur Zeit
Maria Theresias gegründet – als Missionsstation.
29 gab es davon in
ganz Kärnten, um Protestanten wieder zum katholischen Glauben zurück zu führen. Ob das gelang, ist
nicht bekannt.
Hübsch anzusehen ist
das Klösterle jedoch allemal.
Wölzer Tauern, Fischsee
In den Wölzer Tauern – auf einer Terrasse am Abhang vom Hohenwart – verbirgt sich der Fischsee.
Hier hoch im Gebirge ist das Blau eines
Sees dunkler als unten im Tal.
Vielleicht weil nur das Beständige sich in ihm spiegelt: Berge und Himmel.
Er war da bevor es dich gab und er wird da sein wenn es dich nicht
mehr gibt.
Wie klein also bist du und das was dich sorgt?
Prebersee
An der Südseite der
Schladminger Tauern – im Lungau – liegt der Prebersee.
Weil er ein Moorsee
ist, hat sein Wasser ein hohes physikalisches Gewicht.
Das ist auch die
Erklärung für einen ganz speziellen Brauch:
Das Preberseeschießen jedes
Jahr im August.
Dabei wird auf eine
Zielscheibe in 120 Meter Entfernung geschossen – allerdings,
indem man auf ihr
Spiegelbild auf der Seeoberfläche zielt.
Durch die besondere
Beschaffenheit des Wassers prallt die Kugel ab und trifft als Querschläger –
hier nennt man ihn Geller – das Ziel. Oder auch nicht.
Staustufe Pernegg, Murtal
1925 wurde das
Kraftwerk Pernegg errichtet. Es ist damit eines
der ältesten von zwanzig Mur-Kraftwerken in der Steiermark.
Seine
schindelgedeckte Wehrbrücke steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Ebenso sein
Krafthaus, zwei Kilometer stromabwärts.
Denn die beiden liegen nicht beieinander,
das Flusswasser wird über einen eigenen Kanal zu den Turbinen geleitet.
Durch das Wehr
entstand ein rund fünf Kilometer langer Stausee. Für die Pernegger damals ein
willkommener Badesee. Doch davon ist schon
lang keine Rede mehr.
Rosseggers Waldheimat
Am Alpl bei Krieglach
steht der Kluppeneggerhof. Wohnhaus, Stallungen sowie Scheune, Feldkasten und
Flachsdörrhütte.
Er wäre vermutlich
völlig unbekannt, aber 1843 wurde hier der berühmteste Waldbauernbub der Welt
geboren: Peter Rosegger.
„Das alte Waldhaus auf dem Berge füllt in meinem Kopfe mehr Raum
aus, als die übrige Welt. Es gehört aber auch der
ganze Berg dazu,
mit allem was drum und dran ist. Ich versichere euch, es war
eine Welt, und nicht eine von den schlechtesten.“
Dieser Welt – seiner
Waldheimat – setzte er ein literarisches Denkmal und machte die bäuerliche
Kultur seiner Zeit einem großen Publikum bekannt.
Wohnsitz Walter Pichler, St. Martin an der Raab
Der kleine Ort St.
Martin an der Raab im Südburgenland nahe der ungarischen Grenze ist nicht sehr
bekannt.
Einer seiner Bewohner
war es jedoch: Der Bildhauer und
Zeichner Walter Pichler. 1972 kaufte er hier
ein altes Bauernhaus,
um für sich selbst ein ideales Refugium zu schaffen. Aber mehr noch für
seine archaischen Skulpturen.
Diese verkaufte er
grundsätzlich nicht, sondern baute ihnen lieber eigene, kleine Häuser mit
Räumen, die perfekt auf seine Werke abgestimmt waren.
Südsteirische Weinstraße
In der Südsteiermark.
Die Grenze zum Nachbarn Slowenien ist hier noch offen und grün.
Die Sonne scheint überall gleich.
Und geliebt, gelacht, genossen, gelebt – wird hier wie dort.
Obsternte nördlich Puch bei Weiz
„Alles Apfel“ heißt es im Apfeldorf Puch bei Weiz.
Eines musst Du Dir gut merken, wenn Du schwach bist: Äpfel stärken!
Äpfel sind die beste Speise. Für zu Hause, für die Reise.
Für die Alten, für die Kinder. Für den Sommer, für den Winter.
Darum Freund, so lass Dir raten: Esse frisch, gekocht, gebraten.
Täglich ihrer fünf bis zehn: Wirst nicht dick, doch jung und schön.
Und kriegst Nerven wie ein Strick. Mensch, im Apfel liegt Dein Glück!
Preber, Lärchenwald
Am Preber in den Schladminger Tauern. So ein Herbsttag muss es gewesen sein, den Peter Rosegger beschreibt:
„Die Nebelbank über dem Gebirgszuge wurde schmächtiger, es ging ihr ans Herz, noch streckte sie einen glühenden Speer aus,
der ging mitten durch die Sonne, aber er schmolz und die Sonne wurde kleiner und funkelnder und bald war die Wolkenbank,
waren die roten Fäden am Gesichtskreise verschwunden. Hier und da in der weiten Himmelsrunde hing es wohl noch wie
weiße Wolle und dort und dort schwamm ein Federchen hin, aber bald gingen auch die Federchen verloren und die
Wolle wurde unmerklich langsam auseinandergezupft in leichten Locken und dünnen Fädchen – und auf einmal war gar
nichts mehr da als der tiefblaue Himmel und der blitzende Sonnenstern.“
Kammspitze östlich Stoderzinken
Viele Orte haben
einen Hausberg. Gröbming hat gleich
zwei. Einen bekannten und einen weniger bekannten. Den Stoderzinken und
die Kammspitze.
Die Einheimischen
nennen sie nur Stoder und Kamm. Wer die Kammspitze
besteigen will, nimmt am besten den Weg von Osten – vom Salzatal her.
Das ist die grüne
Seite des Zweitausenders. Hier wachsen Lärchen
und Kiefern bis weit hinauf – dann folgen Latschen und steile Grashänge –
erst
die letzten hundert Meter führen den Kamm entlang auf blankem Fels. Doch hat man sie
gemeistert, belohnt die wunderbare Aussicht.
Das Ennstal liegt
einem zu Füßen – und dahinter die
Gipfel der Tauern.
Presceny-Klause, Salza
Man sieht nur, was man weiß. Wie gut dieser Satz auf die Presceny Klause zutrifft.
Auf den ersten Blick ist es nur ein steinernes Wehr in der Salza, in der Nähe von Mariazell.
Tatsächlich aber eine Klause. Solche Anlagen wurden für die Flößerei – also den Holztransport – gebaut.
Wenn ein Fluss nicht genug Wasser führte, wurde er mit Klausen gestaut. Im Staubecken sammelten sich die gefällten Bäume.
Wurde die Klause dann geöffnet, schwemmte das künstliche Hochwasser auch das Holz mit sich fort.
Hochschwab, Förster
An einem Wintertag im Hochschwabmassiv. Die unberührte Weite ist dein Glück und Geschenk. Denn noch niemand ist heute hier vor dir gegangen.
Keine Spur, die dich lockt, ihr zu folgen. Du kannst deine eigenen Schritte setzen – aber musst ihnen vertrauen.
Vertrauen darauf, dass jeder von ihnen, dich deinem Ziel näher bringt. Egal, wie weit es entfernt ist.
Kölnbreinstausee
Im Gletschergebiet
der Ankogelgruppe in den Hohen Tauern. Das ewige Eis wird
hier zum Bach, der sich den Weg ins Tal sucht.
In den 1970er Jahren wurde er
aufgestaut – für einen der höchstgelegenen Speicherseen hierzulande: Den Kölnbreinspeicher
auf zweitausend Meter Höhe.
Seine Staumauer ist
die größte Staumauer Österreichs. Sie ist zweihundert
Meter hoch, 626 Meter lang und wird laufend von 2.500 Messstellen überwacht.
Um den
Kölnbreinspeicher zu füllen, reicht das Wasser der Gletscher allein nicht aus.
So werden auch die
Bäche der Nachbartäler gefasst und zusätzlich in einem Vorspeicher gesammelt.
Koralpe Radarstation
Östlich von Wolfsberg liegt die Koralpe. Nach Süden zu sind es nur zwanzig Kilometer bis zur slowenischen Grenze.
Noch verhüllen Wolken den Bergrücken – geben die Sicht frei und dann wieder doch nicht – lassen nur Schemen erkennen.
Ist das, was man sieht, das, was es tatsächlich ist? Nur zögerlich heben sie sich von den Kuppen.
Zögerlich als müssten sie etwas vor neugierigen Blicken verbergen. Vielleicht die Radarstation auf dem großen Speikkogel?
Echosignale tief aus dem Nachbarland – hunderte Kilometer entfernt – kann das Bundesheer hier empfangen.
Welchen geheimen Dingen es dabei wohl auf die Spur kommt? Nun – genau das ist ja das Geheimnis!
Koschuta, Grenzverlauf zu Slowenien
Die Karawanken sind
ein Teil der südlichen Kalkalpen, und einer ihrer Gebirgsstöcke ist die
Koschuta. Markant trennt sie
Österreich und Slowenien.
Auf Kärntner Seite
fallen ihre Flanken hunderte Meter tief ab, auf slowenischer Seite dagegen
reichen Grashänge bis knapp zu ihrem Kamm hinauf.
Und dieser bildet – fast auf
seiner gesamten Länge – die Grenze zwischen den beiden Ländern.
Aktuell seit 1919. Aber schon seit dem
Mittelalter sind die Karawanken Grenzgebirge.
Nicht nur aus politischen
Gründe. Auch aus
geologischen. Die Grenze folgt der
Wasserscheide von Drau und Save.
Der Begriff
Karawanken kommt vermutlich aus dem Keltischen und bedeutet Hirschberge.
Wie gut passt dazu
die Koschuta. Ihr Name ist die slowenische
Bezeichnung für Hirschkuh.
Jauntalbrücke
Die höchste Eisenbahnbrücke Europas führt über die Drau. Es ist die Jauntalbrücke auf der Strecke von Bleiburg nach St. Paul im Lavanttal.
96 Meter hoch liegt sie über dem Wasserspiegel des Flusses und ist 430 Meter lang. Fachleute nennen sie Vollwandträgerbrücke.
Für Waghalsige dagegen ist sie ein Spielgerät. Denn das Bungee Jumping ist hier erlaubt. Wer sich jedoch nicht an einem Gummiseil
in die Tiefe stürzen möchte, kann auch zu Fuß laufen. Nämlich angeleint einen Brückenpfeiler hinunter.
Und wenn's ein bisserl mehr Adrenalin sein soll: Mit Rollschuhen.
Faaker See
Südlich von Villach liegt der Faaker See. In seiner Mitte erhebt sich eine kleine Insel. Und darauf steht Österreichs einziges Inselhotel.
Seine wunderbare Farbe verdankt der See der Worounitza. Sie ist eine seiner Zuflüsse und bringt feinste Kalkpartikel mit.
Wenn diese im Wasser schweben, reflektieren sie das Licht und geben dem See seine türkisblaue Note.
Schloß Frauenstein
Im Nordwesten von St. Veit an der Glan liegt Schloss Frauenstein. Heutzutage sieht es verspielt aus, doch im Mittelalter war es eine wehrhafte Festung.
Seine sieben Türmchen haben sich erst im Laufe der Jahre vermehrt. Zu Beginn besaß Frauenstein nur einen romanischen Rundturm.
Zusätzliche Türme folgten bei der Erweiterung im 16. Jahrhundert, und der Torturm kam überhaupt erst im 19. Jahrhundert hinzu.
Als Frauenstein gebaut wurde, galt es als kleine, unbedeutende Burg, heute ist es eines der schönsten Schlösser Kärntens.
Feldarbeit südlich Krakauhintermühlen
Zwischen dem Sölkpass
und dem Preber liegt die Steirische Krakau. In diesem Hochtal
siedeln schon seit Jahrtausenden Menschen, die von Land- und Forstwirtschaft
leben.
Funde aus der
Jungsteinzeit beweisen, dass bereits damals Jäger und Viehhalter im Krakautal
ansässig waren.
Auch wenn die Technik
die Arbeit heute erleichtert, zu tun gibt es immer etwas. Früher wurde das
gemähte Futter händisch mit Heurechen und Gabel zusammengerecht.
Heute ist es ein
Schwader, der es zu regelmäßigen Reihen häuft – den Schwaden. Sind die Halme
getrocknet, werden sie als Heu eingebracht und für den Winter gelagert.
Sankt Leonhard im Bade
Südöstlich der Turracher Höhe liegt Sirnitz. Dort biegt ein Forstweg von der Hauptstraße ab.
Folgt man ihm durch den Wald kommt – lange Zeit nichts – und dann wieder nichts –
und wenn man schon nicht mehr glaubt, dass noch etwas kommt – kommt St. Leonhard im Bade.
Schon im Mittelalter war hier eine wundertätige Quelle bekannt. Die gotische Kirche folgte im 15. Jahrhundert.
Ein Badehaus und eine Herberge ergänzten den abgeschiedenen Mini-Kurort.
Nicht nur Wallfahrer und Kranke zog es hierher, sondern auch die Domherren von Gurk. Es war nämlich ihr Sommersitz.
Stift Ossiach
Der Name Ossiach
leitet sich von der slowenischen Bezeichnung für das Südufer des Sees ab: Osoje.
Was soviel heißt wie „die von der Schattseite“. Die älteste
Klosterkirche der Benediktiner in Kärnten gehört zum ehemaligen Stift Ossiach.
Im Mittelalter wurde
es gegründet und 1783 im Zuge der josefinischen Kirchenreform aufgehoben.
Heute ist es
festlicher Rahmen für die Konzerte des Carinthischen Sommers.
Pyramidenkogel
An klaren Tagen ist
er weithin zu sehen – von Velden aus – natürlich von Pörtschach – und auch
von Klagenfurt:
Der Aussichtsturm auf dem Gipfel vom Pyramidenkogel an der
Südseite des Wörthersees.
Einhundert Meter hoch
reckt sich der hölzerne Turm in den Himmel, um mit den Wolken zu spielen.
Und
elegant wendet er sich um seine eigene Achse. Möchte er die
Landschaft betrachten, die ihm zu Füßen liegt
oder folgt sein Blick dem Lauf
der Sonne, wenn sie zärtlich über die Baumwipfel streicht?